Sonntag, 31. August 2014

Rezension: "Krähenmädchen" von Erik Axl Sund

Allgemeine Infos:
Verlag:
Goldmann
Reihe: Teil 1 von 3
Originaltitel: Kråkflickan
Erscheinungsdatum: 21.07.2014
Seitenzahl: 459
ISBN9783442481170


Klappentext:
Wie viel Schreckliches kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?

Stockholm. Ein Junge wird tot in einem Park gefunden. Sein Körper zeigt Zeichen schwersten Missbrauchs. Und es bleibt nicht bei der einen Leiche ... Auf der Suche nach dem Täter bittet Kommissarin Jeanette Kihlberg die Psychologin Sofia Zetterlund um Hilfe, bei der eines der Opfer in Therapie war. Ihr Spezialgebiet sind Menschen mit multiplen Persönlichkeiten. Eine andere Patientin Sofias ist Victoria Bergman, die unter einem schweren Trauma leidet. Sofia lässt der Gedanke nicht los, bei ihr irgendetwas übersehen zu haben. Schließlich müssen sich Jeanette und Sofia fragen: Wie viel Leid kann ein Mensch verkraften, eher er selbst zum Monster wird?


Meinung zu...

...Cover, Titel, Klappentext, Gestaltung:
Das Cover finde recht passend für einen Thriller, mit den düsteren Farben und dem großen, prägnanten Titel, der ganz gut gewählt ist und im späteren Verlauf auch einen Bedeutung bekommt. Den Einleitungssatz des Klappentextes finde ich mega genial und er zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und auch sonst macht er neugierig auf die Geschichte.

...Grundidee & Verlauf:
Der Einstieg beginnt mit der Beschreibung eines Raumes bzw eines Hauses, wie es eingerichtet wird und was sich dort verbirgt. Irgendwie war ich gleich schon gefesselt und wollte wissen, was es damit auf sich hat und warum.
Das Buch lebt wirklich von seiner psychologischen Ebene, die ich unglaublich interessant fand. Sophie als Psychologin, wie man sie bei ihren Sitzungen begleitet und ihre Gedanken teilt, das war einfach genau meins. Auf der anderen Seite aber auch die Sicht einer ihrer Patienten, die mich so schockiert hat. Einfach was dieses kleine Mädchen erlebt und wie sie es verarbeitet oder eben auch nicht. Genau das zieht sich durch das gesamte Buch: Wie kann man das Leid ertragen und was macht es aus einem?
Die Idee hinter dem Buch ist, wie schon gesagt, unglaublich interessant mit den multiplen Persönlichkeiten, der Psychologin und den Traumata, aber auch die Ermittlung.
Dennoch hätte ich von dem Buch etwas anderes erwartet. Wenn man es so sieht und den Klappentext liest, erwartet man deutlich mehr Spannung. Es ist nicht so, dass keine Spannung da war, aber die ist eben nicht so offensichtlich, sondern liegt mehr in dieser psychologischen Ebene. Aber wenn man sich da erst mal drauf eingelassen hat, ist man wirklich gefesselt von dem Buch.
Mir fehlte eben diese Spannung bis zum Ende, aber ich konnte mich gut von der Psychologie und dem Leid mitziehen lassen und bin so in den Sog des Buches gekommen. Dennoch fehlt eben diese offensichtliche Spannung, die man eigentlich erwartet hätte.
Trotzdem gibt es einige Wendungen, die ich zu Anfang niemals wirklich zu keinem Zeitpunkt vermutet hätte. Das hat mich anfangs wirklich verwirrt und ich brauchte ein paar Seiten, um es gänzlich zu verstehen. Aber dann wurde es mir um so bewusster und es hat mich noch mehr gefesselt.
Das Ende ist ein wahrer Cliffhanger und ich weiß jetzt schon, dass ich Band 2 und 3 auch lesen werde. Vielleicht werde ich sie sogar noch besser finden, da ich weiß, was ich für eine Spannung erwarten kann.

...Schreibstil:
Mit jedem Kapitel wechselt die Perspektive und man weiß meistens schon ziemlich zu Beginn, um wen es geht, sodass man nicht verwirrt war. Zu dem ist jedes Kapitel mit einer Ortsangabe überschrieben, was ich persönlich allerdings eher unnötig fand.
Erik Axl Sund ist ein Autorenduo und trotzdem hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl, dass es von zwei unterschiedlichen Personen geschrieben wurde. Zwar gab es Unterschiede zwischen den einzelnen Perspektiven, aber das fand ich ziemlich gelungen. Insgesamt haben die beiden einen wirklich angenehmen und auch nüchternen Schreibstil, was gut zum Buch passt.

...Charaktere:
In diesem Thriller gibt es viele interessante Charaktere, vor allem die Patienten mit der multiplen Persönlichkeit.
Jeanette scheint im ersten Moment die normale Ermittlerin zu sein: Sie muss sich in ihrem Job behaupten und hat zu wenig Zeit für ihre Familie. Dazu kommen jedoch noch spezielle Probleme, die sie wieder etwas individueller gemacht haben. Außerdem hat sie mir vom Denken und vom Charakter her ziemlich gut gefallen.
Aber auch die Psychologin Sophie fand ich äußerst interessant, da mich ihr Job fasziniert, zu mal sie das Spezialgebiet der multiplen Persönlichkeiten hat. Aber auch von der Person her fand ich sie ziemlich nett und interessant.
Mit Victoria hatte ich einfach nur Mitleid, wie sie es einfach als "Gewohnheit" sieht, was mit ihr passiert, hat mich manchmal wirklich schockiert. Aber gleichzeitig war ich auch fasziniert, wie tapfer sie dennoch war.


Fazit:
Seit langer Zeit mal wieder ein Thriller, der zwar anders als erwartet war, aber trotzdem gut und spannend! Auch wenn ich von der Spannung mehr erwartet hätte, steckt sie eben zwischen den Zeilen im Psychologischen und der Vergangenheit, also mehr im Schockieren, was einen dann ans Buch fesselt. Bei mir haben die Autoren das eindeutig geschafft! Besonders gefallen hat mir einfach dieser ganze psychologische Aspekt mit den Traumata und der multiplen Persönlichkeit! Dazu dann dieser nüchterne Schreibstil, der sich mit den Perspektiven immer etwas verändert hat!
Ich empfehle dieses Buch jedem, der einen Psychothriller sucht, bei dem die Betonung auf dem Psycho liegt! Es geht um Traumata und multiple Persönlichkeiten, wie das miteinander zusammenhängt und wie Leid unser Leben beeinflussen kann. Wer richtige Spannung sucht, der sollte besser die Finger von diesem Buch lassen!

Sonntag, 24. August 2014

Rezension: "Alice, wie Daniel sie sah" von Sarah Butler

Allgemeine Infos:
Verlag:
Droemer Knaur
Reihe: nein
Originaltitel: Ten things I've learnt about love"
Erscheinungsdatum: 03.03.2014
Seitenzahl: 315
ISBN9783426514092


Klappentext:
Für den obdachlosen Daniel ist jeder Buchstabe mit einer Farbe verbunden. Seit Jahren streift er durch London und sammelt Papierschnitzel und andere achtlos weggeworfene Dinge in den Farben, die den Namen seiner Tochter bilden: Eisblau für A, Gold für L, Rosa für I, Dunkelblau für C, Grau für E - Alice. Daraus formt er kleine Kunstwerke, die er für sie in der Stadt verteilt. Daniel hat seine Tochter noch nie getroffen. Bis ihm der Zufall eines Tages ihre Adresse zuspielt.


Meinung zu...

...Cover, Titel, Klappentext, Gestaltung:
Das Cover finde ich eigentlich richtig schön so mit der Skyline von London im Hintergrund und der Frau im Vordergrund. Der Titel passt perfekt zum Inhalt. Auch der Klappentext ist gut gewählt und verrät nicht zu viel vom Buch, aber macht dennoch neugierig.

...Grundidee & Verlauf:
Die Geschichte beginnt wie Alice von dem Haus ihres Vaters erzählt, vor dem sie sich befindet. Dabei werden auch schon diverse andere Personen erwähnt. Ich war zwar etwas verwirrt, aber durchaus neugierig weiterzulesen. Und schon wechselt die Perspektive zu Daniel und der Schreibstil verändert sich extrem, sodass man deutlich merkt, dass es eine andere Sichtweise ist.
Was ich ganz interessant fand und was sich wie ein roter Faden durchs Buch zog war, dass vor jedem Kapitel immer eine 10 Punkte-Liste stand, die manchmal auch noch mal im Kapitel aufgegriffen wurde. Deshalb passt auch der englische Titel so gut zum Buch.
Die Idee fand ich eigentlich ziemlich gut und auch die Verwirrung, die ich am Anfang empfunden hatte, gab mir einen guten Einstieg in die Geschichte. Bald wusste man dann auch, wo der Hase hin läuft und es wurde etwas ruhig. In den Kapiteln rund um Daniel hat es sich schon beinahe gezogen, bei Alice ging die Geschichte in einem angenehmen Tempo weiter.
Anfangs hat es mich doch etwas abgeschreckt, wie Daniels Lebensweise beschrieben wurde und was er sich so alles zusammen sammelt. Aber irgendwie war auch genau diese Ehrlichkeit das Besondere und Beeindruckende daran. Und allgemein auch dieser Kontrast zwischen Alices und Daniels Leben hat mir gut gefallen.
Was ich noch ganz schön fand, dass es vorne im Einband das komplette Alphabet in den Farben gab, wie Daniel sie sieht. War ganz interessant!
Das Ende hat mir besonders gut gefallen, weil es irgendwie so schön war, einfach die ganze Atmosphäre und die Intention da hinter!

...Schreibstil:
Die Geschichte wird Kapitelweise aus zwei Perspektiven erzählt, einmal Alices und einmal Daniels Perspektive. Das fand ich eigentlich eine sehr gute Idee und ich habe Alice Perspektive wirklich geliebt, von ihrem Leben zu lesen, ihre Gedanken zu erfahren. Doch dann kam immer die Ernüchterung - Daniels Sicht fiel mir immer unglaublich schwer, was sich zum Ende hin jedoch etwas gebessert hatte. An sich war es also sehr gut umgesetzt mit dem Perspektivwechsel, aber bei den Kapiteln rund um Daniel hatte ich manchmal echt zu kämpfen.

...Charaktere:
Durch die gewählten Perspektiven erfährt man natürlich viel von Alice und Daniel, aber auch von den anderen, sei es nun im Geschehen oder als Erinnerung.
Alice war mir von Anfang an sympathisch, ich mochte ihre Perspektive einfach richtig gern. Sie hat es in ihrer Familie wirklich nicht leicht und auch später hat sie viel zu kämpfen.
Daniel ist obdachlos und seine Perspektive war eigentlich auch ganz interessant zu lesen, wie das Leben auf der Straße ist und wie er sozusagen seiner Tochter alles erzählt.
Die Nebencharaktere waren sehr durchwachsen, aber alle samt sehr gut dargestellt und auch nicht zu blass.


Fazit:
Ein Buch, dass mich zwiegespalten zurück lässt. Einerseits fand ich es von der Idee her ziemlich genial und auch mit dem Schreibstil dabei. Den Schreibstil fand ich jedoch nur zur Hälfte angenehm, weil ich Daniels Perspektive etwas störend fand. Dann hat es sich bei Daniels Kapitel teilweise gezogen, aber bei Alice so gar nicht. Das Ende fand ich wiederum absolut genial!
Ich empfehle dieses Buch jedem, der einen etwas anderen Roman sucht, über einen Vater, der seine Tochter sucht, und über eine Tochter, die ihrem Vater näher ist als sie denkt. Ein Roman, der etwas Besonderes an sich hat, beispielsweise ein farbiges Alphabet, aber auch ein toller Schreibstil, der sich den Perspektiven anpasst.

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag zur Bereitstellung des Leseexemplares!

Montag, 18. August 2014

Rezension: "Wie wir uns aus Versehen verliebten" von Kristen Tracy

Allgemeine Infos:
Verlag:
cbj
Reihe: nein
Originaltitel: How We Met And Other Accidents
Erscheinungsdatum: 23.06.2014
Seitenzahl: 205
ISBN9783570158012


Klappentext:
Bei Anruf Herzklopfen

Als Lucy die falsche Nummer wählt, landet sie ausgerechnet bei Highschoolflirt James Rusher in der Leitung. Auf Anhieb haben die beiden einen guten Draht zueinander: Was als Versehen begann, setzt sich mit Anrufen von früh bis spät fort. Im wirklichen Leben sind sich Lucy und James nie begegnet. Doch bald vertrauen sie sich Dinge an, die nicht einmal ihre engsten Freunde wissen. Als James endlich ein Treffen vorschlägt, willigt Lucy zögerlich ein – und dann versetzt James sie …


Meinung zu...

...Cover, Titel, Klappentext, Gestaltung:
Das Cover finde ich ganz niedlich und irgendwie passt es entfernt auch zum Inhalt. Jedenfalls passt es zum Titel und der passt sehr gut zum Buch. Der Klappentext ist gut gewählt, macht neugierig und verrät nicht all zu viel.

...Grundidee & Verlauf:
Die Geschichte beginnt ziemlich unmittelbar mit Lucys Anruf bei einem Schildermacher, der ihre Bestellung einfach nicht schickt. Bald schon stellt sich heraus, dass die Nummer vom Schildermacher neu vergeben wurde, nämlich an James. Und so wird aus der vermeintlichen Verwechslung ein reger Austausch zwischen den Beiden.
Die Idee ist ziemlich ähnlich wie "Gut gegen Nordwind" nur eben mit Telefonaten statt Mails und sozusagen in der Jugendversion: Keine wundervolle poetische Sprache und lange Mails, dafür kurze und gekonnte Schlagabtausche zwischen den Beiden, die einfach so herrlich erfrischend waren.
Vom Erzähltempo her war es wirklich angenehm. Obwohl manchmal eigentlich nichts wirklich passiert ist, habe ich die Dialoge wirklich gern gelesen, weil ich den Umgang der Beiden miteinander so schön fand.
Es gab einige unerwartete Wendungen, die der Geschichte noch mal sehr gut getan haben, da es sogar etwas spannend war, im Gegensatz zu vorher.
Mit dem Ende bin ich vollkommen zufrieden, auch wenn ich es anders erwartet hätte, gefällt es mir so doch ziemlich gut!

...Schreibstil:
Zum Schreibstil kann ich gar nicht so viel sagen, außer dass er angenehm leicht war. Immerhin bestand das Buch nur aus Telefonaten, also müssen es recht kurze Sätze sein. Es ließ sich sehr schnell und leicht lesen.

...Charaktere:
Auch wenn das ganze Buch nur aus Telefonaten besteht, erfährt man doch so einiges über die Charaktere. Lucy und James waren mir unheimlich sympathisch, auch wenn es bei James einen Moment länger gedauert hat. Beide haben sozusagen ihr Päckchen zu tragen, was sie unterscheidet aber auch irgendwie verbindet.
Auch wenn man nur so am Rande etwas von den Nebencharakteren erfährt, fand ich sie durch aus gelungen und von jedem war etwas dabei.


Fazit:
Die Jugendbuchversion von "Gut gegen Nordwind" - herrlich erfrischend und passend für den Sommer! Ein tolles Buch, wenn auch nicht einzigartig von der Idee her, dass von den Schlagabtauschen der Protagonisten lebt und so mit Witz und Humor, aber auch einer großen Ernsthaftigkeit überzeugen kann. Der Schreibstil ist einfach super angenehm und die Seiten fliegen nur so dahin. Neben einer Liebesgeschichte geht es auch um einige ernsthafte Themen, die Spannung in die Dialoge bringen.
Ich empfehle dieses Buch jedem, der ein leichtes Jugendbuch für den Sommer sucht, mit einer zarten Liebesgeschichte und einem gewissen Maß an Spannung! Oder jedem, der Telefonromane mag!