Montag, 30. November 2020

Rezension: "Zerrissen" von Michael Tsokos

Eine Leiche, eingenäht in einen Boxsack - doch wer steckt dahinter?

Bibliografische Infos:
Verlag: Knaur
Reihe: Teil 4 von bisher 4
Erscheinungsdatum: 01.10.2020
Seitenzahl: 400
ISBN: 978-3-426-52549-4


Klappentext:
Dr. Fred Abel muss vor Gericht in einem besonders schweren Fall von Misshandlung aussagen. Bei dem Opfer, einem kleinen Mädchen, handelt es sich ausgerechnet um die Nichte seiner langjährigen Kollegin Sabine Yao. Das Verhältnis zwischen den beiden Rechtsmedizinern ist dadurch äußerst angespannt.
Währenddessen findet Privatermittler Lars Moewig, Fred Abels alter Freund, in seinem Kickboxclub eine grausam zugerichtete Leiche in einem Boxsack. Lars muss wissen, wer in seinem Club Männer in Sandsäcke einnäht und bittet Abel um Hilfe. Schon bald führen ihre Nachforschungen sie in die Welt der libanesischen Drogen-Clans. Eine Schattenwelt, in der es weder Gefangene noch Zeugen geben darf, seien sie auch noch so jung und unschuldig …

An dieser Stelle vielen Dank an den Knaur Verlag zur Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Meine Gedanken:
Den ersten Teil der Reihe um Fred Abel "Zerschunden" hatte ich damals ganz gern gelesen, aber irgendwie die Reihe aus den Augen verloren. Dabei finde ich True Crime spannend und war um so erfreuter, dass mich diese Buchpost vom Verlag erreicht hat. 

Dementsprechend kann ich sagen, dass man den vierten Teil auch lesen kann, ohne die Vorherigen zu kennen, da alles Relevante erwähnt wird. Denn Fred Abel steht hier vor einem völlig neuen Fall, der nichts mit den Alten zu tun hat. Für detailiertere Zusammenhänge schaden die anderen Bänder aber auch nichts. 

Was mir an diesem Buch, wie auch schon am ersten Teil, gut gefallen hat, ist, dass der Protagonist mal kein Kommissar oder so ist, sondern ein Rechtsmediziner. Da durch bekommt alles nochmals eine andere Sichtweise und wir als Leser/innen einen kleinen Einblick in die Obduktionen bzw Berichterstattung. Ich persönlich würde jetzt sagen, dass es nicht allzu blutig war, aber trotzdem ist das natürlich nicht für jeden etwas. Mir hat es gut gefallen und kennzeichnet die Reihe für mich aus. 

Die Geschichte wird aus zahlreichen Perspektiven in kurzen Kapiteln erzählt, was ich sehr gelungen und spannend fand. Hilfreich dabei auch, dass immer eine Orts- und Zeitangabe am Anfang der Kapitel war, so dass man schon ungefähr wusste, welcher Handlungsstrang gerade weiter erzählt wird. 

Aber nicht nur der Aufbau der Geschichte konnte mich überzeugen, sondern auch der Inhalt selbst. Die Fäden des Falls fand ich sehr gut miteinander verwoben. Selbst die, bei denen ich dachte, dass sie damit gar nichts zu tun hätten. 
Für manchen mag es vielleicht weit hergeholt erscheinen, aber ich denke, dass gerade in Berlin, dem Schauplatz der Geschichte, genau sowas möglich ist. 

Ich fand das Nachwort des Autors sehr interessant, in dem er quasi nochmal die True Crime Aspekte aufgegriffen hat und kurz erzählt, was er wie verarbeitet hat. Denn genau das habe ich mich beim Lesen auch ab und an mal gefragt, wie das in Wahrheit zusammenhing.

Fazit:
Ein wirklich spannender und gut ausgearbeiteter True Crime Thriller, der mit kurzen Kapiteln und verschiedenen Perspektiven gut Spannung aufbaut. Dazu trägt auch ein interessanter Fall bei, in dem die Hinweise gut gestreut und am Ende perfekt verknüpft werden. Währenddessen kann man mit raten und Vermutungen anstellen. Findet heraus, ob ihr richtig liegt. 
Zusätzlich steht mit Dr. Fred Abel ein Rechtsmediziner als Protagonist im Mittelpunkt, wodurch die Geschichte andere Blickwinkel bekommt. 
Man kann den vierten Teil der Reihe unabhängig von den anderen Büchern lesen, für die Geschichte der Hauptpersonen selbst und mehr Lesespaß empfiehlt es sich allerdings, in Reihenfolge zu lesen. 

Samstag, 21. November 2020

Rezension: "Final Control" von Veit Etzold

China gegen Europa - Chaos oder Überwachung?

Bibliografische Infos:
Verlag: Knaur
Reihe: nein
Erscheinungsdatum: 01.10.2020
Seitenzahl: 480
ISBN: 9783426307090


Klappentext:
Vielleicht hätte Tom den Teufel sofort erkennen können. Doch er braucht einen Investor, und der charismatischen Milliardär Dairon Arakis verfügt über die nötigen Mittel.
Als Tom begreift, worum es Arakis wirklich geht, ist es beinahe zu spät: Über ein riesiges Hedge-Fonds-Konsortium hat der Milliardär italienische Banken reihenweise in den Bankrott getrieben und Europa steht kurz vor einem Bürgerkrieg. Die Regierungen sehen sich vor eine Wahl gestellt, die vom Teufel selbst kommen könnte: totales Chaos oder totale Überwachung. In dieser Situation scheint die von Arakis angebotene chinesische Sicherheitstechnologie die einzige Lösung zu sein …

An dieser Stelle vielen Dank an den Knaur Verlag zur Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Meine Gedanken:
Eigentlich sind Polit-Thriller nicht so meins, aber das Thema Überwachung fand ich wiederum ganz interessant. Der Autor baut in diesem Buch ein sehr erschreckendes Szenario auf, von einem Europa, das nicht wirklich stabil ist, und der Riesenmacht China auf der anderen Seite. 
Ich weiß, dass es gut recherchiert ist, trotzdem habe ich mich beim Lesen natürlich gefragt, wie nah an der Realität das Ganze ist bzw ob es wirklich so schnell gehen kann und die Welt im Chaos versinkt.

Direkt am Anfang wird man mit ziemlich vielen Personen bzw wechselnden Perspektiven und Schauplätzen konfrontiert. Was auf der einen Seite wirklich gut Spannung und Dynamik aufbaut, ist auf der andere Seite auch erstmal nicht so leicht zu durchblicken. Etwas hilfreich war dabei auf jeden Fall das Personenverzeichnis am Ende. 
Ich kann absolut nachvollziehen, warum der Aufbau so gewählt wurde, was Perspektiven und Personen angeht. Es zeigt super, wie vernetzt die Welt miteinander ist und wie sich Veränderungen und Probleme auswirken. Für mich persönlich war es nur manchmal beim Lesen einfach zu viel, so dass es mich eher verwirrt hat. Dennoch fand ich das Ineinandergreifen der einzelnen Perspektiven sehr spannend und gut gelungen. 

Tom als Protagonisten mochte ich gern und ich konnte mich auch recht gut in ihn hineinversetzen. Im Gegensatz zu anderen Thrillern, bleibt er jedoch eher etwas unbekannter. Das mag aber auch wieder am Aufbau des Buches liegen.
Arakis als weiterer Protagonist hingegen bleibt noch wesentlich blasser. Auch hier hätte ich mir stellenweise viel mehr Infos über ihn als Person, seine Gedanken und Pläne vorstellen können. So wirkte er auf mich nicht so menschlich, wie ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem ein interessanter Charakter. 

Stellenweise bin ich mir jedoch unschlüssig, in wie fern man mit Informationen überladen wird. Beim Lesen habe ich mich dabei erwischt, wie ich kurze Passagen eher überflogen habe, weil sie mir zu tief in die wirtschaftliche Materie gingen. Auf der einen Seite mag es für einige Leser sicherlich interessant und wichtig für die Story sein, für andere wiederum, wie mich, war es doch stellenweise eher abschreckend.
Dafür fand ich es toll, das chinesische Zeichen in den Text mit eingebaut waren und kurz erklärt wurden. Das hat gerade die Abschnitte aus China authentischer gemacht. 
Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass englische Aussagen im Anschluss immer übersetzt wurden, so dass sich niemand außen vor fühlt beim Lesen. 

Grundsätzlich mochte ich das Ende und wie es in die Geschichte gepasst hat. Toms Reaktionen und Entscheidungen fand ich dabei gut ausgearbeitet und wie quasi auf das Ende hingearbeitet wurde auch. Nur das Ende hätte irgendwie nicht so glatt sein dürfen. 

Fazit:
Ein sehr komplexer Polit-Thriller zum Thema Überwachung, mit einem interessanten und erschreckenden Szenario. Insgesamt wirklich spannend gestaltet, aber durch die vielen Schauplätze und Personen vielleicht auch etwas erschlagend am Anfang. 
Dennoch spannend erzählt und miteinander verwoben, was ich anfangs noch für unmöglich hielt. 
Für diese Geschichte sollte man etwas Zeit mitbringen, um auch ihr Ausmaß und die Botschaft zu verstehen.